unser lieber Philip schreibt uns vom Projekt STORY SEEDS

POST aus Benin

08.11.2021 POST aus Benin

Liebe Koleg:innen,
heute haben wir Premiere mit dem Stück "der verschwundene Fluss" d.h. unser Tagesplan hat endlich etwas mehr Luft und ich habe Zeit euch zu schreiben.

Früher, als die Hähne das Krähen noch nicht gelernt hatten, da war einmal ein Vogel.
Der Gesang des Vogels ließ die Sonne aufgehen und gab dem Tag das Leben. Eines Tages beschloss der Vogel nicht zu singen. Er setzte sich einfach auf einen Baum und blieb stumm.
Der Baum kam dem Vogel alt und schwach vor. Als er aufflog brach der Baum zusammen.
Er setzte sich auf den nächsten Baum doch auch dieser brach zusammen. Der Vogel flog von Baum zu Baum, doch alle Bäume des Waldes brachen unter dem Schweigen des Vogels zusammen. Am nächsten morgen ging die Sonne nicht auf. Die Menschen kamen in den Wald, um nach dem Rechten zu sehen. Sie fanden dort nichts, als die Kadaver toter Bäume.
Am dritten Tag sang der Vogel wieder und wieder ging die Sonne auf. Doch es war eine neue Sonne. Sie war wütend und nackt. Die Sonne schien heiß und gnadenlos und bevor das Gefieder des Vogels in der wütenden Sonne Feuer fing, flog er ein letztes mal auf und zerschmolz in der Luft zu einem Fluss, der noch heute die Landschaft nährt.
(Parfait)

Es gibt hier kein Paradies unter Palmen. Wir alle haben sehr viel zu tun. Es ist vor allem: anders.
Für mich ist es das größte und stärkste Projekt, das ich bisher erleben durfte.
Gestern hat der Schneider die Kostüme für alle gebracht - heute geht es richtig los.
Wir spielen in einer Schule, in der junge Mädchen aus Brennpunktvierteln eine Konditorinnenausbildung absolvieren.
Familienmanagement steht neben Unternehmensführung an der selben Tafel.
Die Mondsichel öffnet sich hier nicht zur Seite, sondern nach oben.

Ich grüße euch aus Benin! Gleich geht's weiter...

Philip